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SPOTLIGHT: Interview mit Kipkalinka über Mokume-Gane

Da stolpert man über ein Bild…

… während man eigentlich etwas ganz anderes sucht und muss natürlich sofort schauen was das denn tolles ist, da diese schöne, marmoriert wirkende Oberfläche so interessant aussieht…
Ich entdeckte schließlich auf Dawanda den Onlineshop einer Goldschmiedin die solche Schätze herstellt und den Schmuck zum Verkauf anbietet, und bat Christine Kipka von Kipkalinka , die seit nunmehr 7 Jahren in der Materie ist und ihre Werkstatt in Leipzig hat direkt um ein Interview für den Blog (= bombardierte sie mit meinen neugierigen Fragen)…
Diese und die ausführlichen Antworten von Kipkalinka, die neben der Goldschmiederei noch Kunstgeschichte und Slavistik studiert im Folgenden:

Alle nachfolgenden Bilder und die darauf abgebildeten Schmuckstücke sind © C. Kipka, ich habe mir lediglich erlaubt die Fotos etwas zu verkleinern und zusammenzufassen

Rohmy:
Was ist für Dich der Anreiz, das Besondere an Mokume Gane bzw. wie bist Du darauf gekommen diese Technik zu erlernen und letztendlich anzuwenden?

Kipkalinka:
Mokume Gane ist ein absolut exklusives, einmaliges Material, es gibt nichts, was auch nur annährend an seine Farbenpracht und Schönheit der Musterung heranreicht. Die Muster wiederholen sich nie, deshalb sind die Eheringe mit den Mokume Gane Einsätzen auch etwas ganz Besonderes. Sie können nur aus dem einen Blech zueinander passend gefertigt werden, eine Wiederholung ist unmöglich. Das ist, wie ich finde, eine sehr schöne Metapher für eine Liebesbeziehung, denn so wie sie ist kann sie nur mit diesem einen Menschen sein – unwiederholbar und einzigartig.
Außerdem ist die Herstellung sehr aufwendig und erfordert höchste Präzision und Sauberkeit. Das sehe ich als persönliche Herausforderung an meine handwerklichen Fähigkeiten.
Dazu gekommen bin ich während meiner Ausbildung zum Goldschmied an der Staatlichen Berufsfachschule für Glas und Schmuck in Kaufbeuren-Neugablonz. Unter den Gesellenstücken des Jahrgangs über mir war ein Stück aus Mokume Gane. So etwas hatte ich nie zuvor gesehen und war so fasziniert davon, daß ich es selbst versuchen wollte. Diese Schule ist optimal mit Werkzeug und Maschinen ausgerüstet die zur Fertigung nötig sind, deshalb nahm ich es gleich in Angriff. An solch einer Fachschule kann man mehr Zeit in der Werkstatt verbringen als das in einem Betrieb möglich wäre und mein Lehrer und ein ehemaliger Schüler (von dem das tolle Gesellenstück stammte) haben ihre Erfahrungen in der Mokume Gane Herstellung mit mir geteilt, wofür ich ihnen allzeit sehr dankbar bin.

Kleine Randinformation: Im Kreis Gablonz war die weltweit bekannte Gablonzer Glas- und Schmuckindustrie beheimatet, die ihren Ursprung bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen kann, heute gilt Neugablonz (ein Stadtteil von Kaufbeuren im Allgäu) als Modeschmuckzentrum der Bundesrepublik Deutschland, mehr Informationen über Kaufbeuren auf der Internetpräsenz der Stadt.

 

Rohmy:
Das Aussehen dieser Musterung erinnert mich an Damaszener – Stahl; hat das irgendwie etwas miteinander zu tun bzw. wodurch unterscheiden sich die Fertigungstechniken voneinander?

Kipkalinka:
Eine Verbindung zwischen diesen besonderen Werkstoffen besteht insofern, daß die edelsten japanischen Samuraischwerter eine Klinge aus Damaszenerstahl besitzen und ihr Griff mit Mokume Gane verziert ist.
Die Fertigungsweise unterscheidet sich jedoch erheblich.
Bei der Herstellung von Damaststahl werden anfangs dicken Bleche miteinander verschweißt, dieses Päckchen ausgeschmiedet, gefaltet und wieder verschmiedet. Dieser Vorgang wird mehrfach wiederholt. So entstehen allmählich die vielen dünnen Schichten und die Zeichnung. Es gibt Damaststahl, der mehrere hundert Schichten hat.
Bei Mokume Gane ist die Anzahl der Schichten von Anfang an festgelegt, es wird nur einmal im Ofen unter Druck verschweißt. Dadurch entsteht ein „quergestreifter“ Block, der nach Einbringen der Musterung zum Blech ausgeschmiedet und gewalzt wird. Die Muster kann man auf verschiedene Arten erzeugen. Bei einer Methode wird mehrere Schichten tief gemeißelt und anschließend die Vertiefungen ausgeschmiedet, wodurch sie in eine Ebene mit der unbearbeiteten Fläche kommen. Oder durch Punzieren (einschlagen von Mustern mit stumpfen Werkzeugen)von der Rückseite her, wodurch die Schichten verdichtet und nach außen gedrückt werden. Beim anschließenden Glattschleifen der Vorderseite kommen sie dann zum Vorschein.
Das Erzeugen eines Sternenmusters durch Torsion ist bei beiden Techniken möglich.

Rohmy:
Können einmal gefertigte Ringe nachträglich in der Größe angepasst werden?

Kipkalinka:
Das ist kein Problem und gehört bei mir zum kostenlosen Service bei jeder Bestellung.

Rohmy:
Ist es möglich das Muster des fertigen Mokume- Gane Schmuckstückes zu beeinflussen, also gezielt vorher einen Musterentwurf zu machen?

Kipkalinka:
Es ist auf jeden Fall möglich durch die Anordnung der Meißelkerben bzw. die Form der verwendeten Punzen Einfluß auf das Muster zu nehmen, z.B. habe ich bei den Pünktchen-Ringen kleine runde Punzen verwendet, bei dem mit den drei Streifen schmale längliche.
Die Grundstruktur ist also frei wählbar, ich setze gerne Kundenwünsche um. Ganz genau bestimmen läßt sich das Ergebnis allerdings nicht, da sich das Muster mit jedem Materialabtrag (Feilen, Schleifen, Polieren) noch geringfügig verändert.

Rohmy:
Kann man auf Wunsch auch Edelsteine in diese Ringe fassen lassen?

Kipkalinka:
Eine Neuanfertigung mit Steinbesatz ist kein Problem. Wer einen bestimmten Stein gefasst haben möchte kann ihn mir vorher schicken und ich verarbeite ihn, ansonsten kann jede gewünschte Steinart beschafft werden.

Rohmy:
Zuletzt würde mich noch interessieren ob und wie oder inwieweit man die Farben des Musters beeinflussen kann?

Kipkalinka:
Grundsätzlich hängt die Farbe natürlich von den verwendeten Metallen ab. Geeignet sind alle Edelmetalle – Gold, Silber, Platin, Palladium, Kupfer und ihre Legierungen, es gibt darunter einige japanische Speziallegierungen wie Shibuichi (braun) und Shakudō (schwarz).
Es können auch drei oder vier verschiedenfarbige Legierungen in einem Block kombiniert werden. Es gibt jedoch Kombinationen die sich besser untereinander verbinden. Welche das sind kann man in Tabellen nachschlagen. Versucht man unverträgliche Legierungen miteinander zu verschweißen kann das zu Schichtablösung oder unerwünschten Reaktionen der Metalle führen und das ganze teure Material ist futsch und kann nur noch in die Scheideanstalt zur Wiederaufbereitung gegeben werden.
Desweiteren kann das Mokume Gane am fertigen Stück durch bestimmte Chemikalien gefärbt werden, z.B. wird Silber durch Schwefelleber schwarz, Kupfer durch Essigsäure grün, Shibuchi durch Ammoniak braun oder schwarz.
Dafür gibt es ganze Rezeptbücher, es sind sehr viele Farbkombinationen möglich. Das Erstaunliche daran ist, daß ein Metall durch eine bestimmte Chemikalie seine Farbe verändert, während das unmittelbar angrenzende, welches auch damit in Berührung kommt so bleibt wie es ist!
Ich danke dir für dein Interesse an dieser alten und seltenen Technik, und hoffe hier einige interessante Aspekte verständlich dargelegt zu haben.

Vielen Dank an Kipkalinka für die ausführlichen Antworten!
Ihren Shop inklusive Kontaktdaten findet ihr HIER
Und einen Gemeinschaftsblog der Goldschmiede bei Dawanda HIER.
Einen Besuch empfehle ich wärmstens, da es hier nicht nur um schönen, echten Schmuck an sich, sondern auch um verschiedene Goldschmiedetechniken geht.

Habt eine schöne Woche

Eure Rohmy

8 Comments

  1. These are pretty! My favorite is the one in the 4th pic.

  2. Nice bracelets
    Nice blog 🙂 if you like french fashion you should check out mine and maybe follow it if you like it, to be the first to know when I post 😉

    xx

    http://www.coralieslooks.com – FRENCH FASHION BLOG

  3. Wonderful!
    so, if i ever marry i will let you make my wedding dress and her my rings ^^
    have a wonderful weekend dear rohmy

    xx

  4. @everyone: Thank you 🙂
    Emilie, great idea 😛
    Have a wonderful weekend also!
    Coralie, these are no bracelets but rings 🙂

    R.

  5. i love these bracelets 🙂

  6. Mari says:

    Großartige Arbeiten und sehr informatives Interview! Die Ringe sind allesamt wunderschön.
    Vielen Dank und noch einen schönen Sonntag!
    Wir sind übrigens auch schon sehr gespannt auf Deine neuen Kleider 🙂

    Herzliche Grüße
    Mari

  7. Thank you Brenda; Mari, danke, ich bin schon fleißig am Bearbeiten, das nächste wird in Kürze eingestellt 🙂

    Gruß
    R.

  8. ich hab dich getagged 😉 Wenn du magst, mach mit. Es würde mich brennend interessieren 🙂

    http://steffisart.blogspot.com/2011/08/hallihallo-ich-wurde-von-isabel.html

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