KUNST & KULTUR SPOTLIGHT

Taiko, Amaterasu und das Ende der Nacht

„Du Trommel, läufst schneller als der Mensch und erreichst auch Fernen,
wohin die Stimme nicht gelangt. Du kannst Freude und Trauer bringen.
Warum kannst Du die Menschen derart aufregen?
Warum konzentriert sich die Macht auf denjenigen der die Trommel schlägt?
Warum unterwerfen sich die Menschen diesem Klang?“
Masahiko Shimada
Foto: Joe´s Pub / nymag
Vor einiger Zeit bat mich mein Vater, selbst Percussionist, etwas Material von einem seiner Vorträge zum Thema Taiko zu kopieren, was damit endete, dass ich irgendwann neben dem Kopierer saß und erst einmal alles in Ruhe durchlas, denn auch wenn ich mich schon länger mit der japanischen Kultur beschäftige – meine allererste Kollektion im Modedesignstudium war (ja, schon damals) von Shibari, Kendo und Kogaratsus „Blutiger Lotus“ inspiriert – waren Taikos bis dato irgendwie an mir vorbeigegangen.
Ich werde jetzt aber keinen Artikel über diese Trommel an sich, oder über das faszinierende Thema, warum Rhythmus uns, seitdem wir den Herzschlag unserer Mutter im Mutterleib erleben so beeinflussen kann schreiben. Auch nichtdarüber, warum der Schlag der Trommel rituelle Handlungen begleitet, Götter, Menschen und andere Wesen beschwören und in Bann ziehen kann und von den Samurai (oder wahlweise auch Kriegern anderer Kulturen) genutzt wurde um den Gegner einzuschüchtern und sich selbst in  Blutrausch zu versetzen, etc….
… da dies vermutlich dazu führen würde, dass ich ins begeisterte Schwafeln gerate, den längsten Blogartikel der Welt verfasse, und womöglich weniger Trommelbegeisterte entsetzlich langweilen würde, nein, ich erzähle euch nur eine Legende über die Taiko, die mir besonders gut gefallen hat, und auch aus einem ganz anderen Grund gerade jetzt in dieser Zeit interessant ist:
Es geht um die gestrige Wintersonnenwende, oder im Glauben des Shintoismus Tohji Taisai, zu Ehren der großen Sonnengöttin Amaterasu.
Was das mit Taikos zu tun hat?
Nun, zum einen wurde die Taiko im frühen Shintoismus (Shintō wurde nach der Niederlage Japans im zweiten Weltkrieg offiziell als Staatsreligion verboten- mehr Infos darüber z.B. hier) eingesetzt, um mit deren Hilfe mit den Göttern in Kontakt zu treten.
Das Schlagen der Trommeln war hierbei ganz wenig Auserwählten vorbehalten und die Noten wurden in einer verschlüsselten Geheimschrift überliefert, die nur die Eingeweihten lesen konnten.
Warum die Taiko gerade bei Festen die die Sonnengöttin betreffen eine so große Bedeutung hat, wird durch folgende Legende erklärt:
In Japan lebte die leuchtend schöne Göttin der Sonne, Amaterasu, die alles was sie umgab zum Strahlen brachte. Wachte sie, so war es auf der Erde warm und hell, legte sie sich schlafen wurde es dunkel. In der Dunkelheit konnten die Götter der Finsternis umherstreifen, jedoch niemals die Herrschaft erlangen, da durch die regelmäßige Wiederkehr der Sonnengöttin für ein Gleichgewicht von hell/ dunkel und warm/ kalt gesorgt war.
Amaterasu hatte einen Bruder, Susanoo, der ein sehr böser, grausamer Mann war, dem es Vergnügen bereitete die Menschen auf der Erde zu quälen und zu töten. Für seine Verbrechen von seiner Schwester oft getadelt und vor den anderen Göttern zur Rede gestellt, kümmerte er sich nicht darum und trieb es sogar noch schlimmer. Eines Tages ertrug Amaterasu sein böses Treiben nicht mehr, verließ voller Schmerz die Erde und begab sich in eine Höhle. Sobald sie den Eingang der Höhle durchschritten hatte wurde es auf der Erde dunkel und kalt, die Götter der Dunkelheit und Trauer herrschten fortan, da die übrigen Götter durch das Fehlen von Amaterasu an Kraft und Lebensenergie verloren und immer schwächer wurden, nun da der Kreislauf von hell und dunkel aus dem Gleichgewicht geraten war.
Dies freute natürlich die dunklen Götter, hatten sie jetzt endlich leichtes Spiel. Bald jedoch verfielen auch sie in Trübsal und Trauer, denn der Kampf gegen einen so geschwächten Gegner machte weder Spaß noch brachte er Ruhm oder Ehre ein, und alle Götter, selbst Amaterasus böser Bruder wünschten sich die Sonnengöttin zurück.
Doch diese ließ sich durch deren Bitten nicht erweichen, und so beschlossen die Götter gemeinsam sie bei einer Versammlung durch eine List wieder zurück zu holen:
Sie vollführten einige rituelle Handlungen um eine Lichtung vor der Höhle in einen Tanzplatz zu verwandeln und begannen damit, beschwörende Formeln zu sprechen und die große Trommel zu schlagen – vom Rhythmus inspiriert zog sich eine der Göttinnen aus und begann sich zum Klang der Taiko in wilde Ekstase zu tanzen. Dieser Anblick erfreute die übrigen Götter so sehr, dass sie anfingen wie toll zu gröhlen und brüllen. Amaterasu hörte diesen Lärm vor der Höhle und fragte sich, wie es wohl möglich sein könnte, dass alle trotz der Dunkelheit so fröhlich sind, gab ihrer Neugierde schließlich nach und lugte vorsichtig durch einen Spalt aus ihrem Höhlenversteck hinaus.
In diesem Moment packte sie einer der Götter, zerrte sie aus der Höhle und siehe da, es wurde wieder hell und warm auf der Erde, zwei andere Götter spannten schnell ein bannendes Strohseil vor der Höhle auf, so dass sie nie wieder in diese zurückgehen möge, doch die Gütige und alles Verzeihende blieb ohnehin. Damit war das Gleichgewicht wieder hergestellt und so ist es bis heute.
Man möge mir nachsehen dass ich die Geschichte stark gekürzt und aus dem Gedächtnis nacherzählt habe, es kann also sein dass ihr das eine oder andere Detail in einer der vielen (traditionell mündlichen) Überlieferungen etwas anders vorfinden werdet… wobei hier und da voneinander abweichende Versionen bei Märchen und Sagen ohnehin nicht unüblich sind 🙂
Habt einen schönen Abend,
Euro Rohmy

 

 

Eure Rohmy

6 Comments

  1. Amazing art ! xx

  2. Anonymous says:

    Fantastic ♥
    Luca

  3. amazing pics!
    kiss

  4. das sieht echt unglaublich aus! dein blog ist toll 😉

  5. Interesant si inspirator!

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